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Die Installationen
"Brian Baldwin wurde trotz zwingender Beweise seiner Unschuld und Beweisen dafür, dass er keinen fairen Prozess erhalten hatte, hingerichtet. Die Anschuldigungen gegen den Staat Alabama wegen Folter und rassistischer Tendenzen, die internationale Menschenrechte und Verfassungsrechte verletzten, waren schwerwiegend genug für eine Aufhebung des Urteils des Prozessgerichts. Die erste Berufung wegen Verfahrensfehlers und Rassismus wurde vom selben Richter behandelt, der Baldwin verurteilt hatte. […]"
In Herwig Steiners Rauminstallation mit dem Titel "Not one more execution!" sind Texte (in Englisch) aus einem Bericht des "Grassroots Investigation Project" zu Fallstudien über insgesamt 15 Personen, die zwischen 1974 und 2001 zum Tode verurteilt und hingerichtet wurden, obwohl sie mit großer Wahrscheinlichkeit unschuldig waren, in ein abstraktes Form- und Farbvokabular integriert. Dieses Geflecht aus Texten und visuellen Partikeln überzieht semitransparent Glaswände und -türen, hinter denen Rechtsanwälte und deren Mitarbeiter ihrer täglichen Arbeit nachgehen.
Im Eingangsbereich der Kanzlei Manak & Partner bildet eine weitere Installation dieses Gestaltungsprinzips eine gläserne Durchgangsschranke zwischen Vorzimmer und Empfangsraum. Hier können Eintretende Textpassagen der folgenden Art erkennen: "Juden ist der Beruf des Rechtsanwalts verschlossen." "Soweit Juden andere Vornamen führen, als sie nach § 1 Juden beigelegt werden dürfen, müssen sie vom 1. Januar 1939 ab zusätzlich einen weiteren Vornamen annehmen, und zwar männliche Personen den Vornamen Israel, weibliche Personen den Vornamen Sara."
Herwig Steiner verwendete für diese Installation mit dem Titel "Gesetz und Verbrechen" Auszüge aus den so genannten "Nürnberger Rassengesetzen" der Jahre 1933 bis 1943.
"In den piktoralen Subtext der "Entdinglichung zugunsten der Utopie", um mit Carl Einstein zu sprechen, ist in Form eines abstrakten, prismatischen Raumes aus leuchtenden und strahlenden Flächen der Text des Grauens eingeschrieben." (Sabine Folie)
"Genau diesem entspricht die künstlerische Praxis des Herwig Steiner: sich gegen die Unverrückbarkeit des Wortes oder des Gesetzes zu stellen, gegen das Konzept des Monuments, das in alle Ewigkeit an seinem Platz stehen will. Somit ist die Arbeit öffentliche Kunst im besten Sinn, es wird nicht aus einer fixen Position heraus moralisiert, sondern die Kunst als ein immer offenes Spiel wird in einen Bereich hineingetragen, in dem die Offenheit zwar eine andere, jedoch mindestens ebenso wichtige Bedeutung hat." (Martin Prinzhorn)
"Es geht bei den beiden Kunstwerken nicht um ein politisches Manifest im engeren Sinn. Sie sind keine schöngeistigen, musealen Objekte, sondern eine permanente Provokation, die Zweifel an der Verlässlichkeit der alltäglichen Wahrnehmung fordert und auslöst, gerade angesichts der konkreten Verantwortung des Juristen für seine Entscheidungen." (Andreas Manak)
Das Buch Die Publikation "Gesetz und Verbrechen / Law and Crime" beinhaltet – als integraler Bestandteil dieses Hybrids von Kunst, Architektur und textreflexiven Metaebenen – sowohl eine Bilder-Abfolge aller Installationsteile samt Ansichten der Raumsituationen als auch Textbeiträge, die Aspekte der künstlerischen Arbeit und ihrer Thematik erörtern (Recht, Gesellschaft, Antisemitismus ...). Die Quellen der in den Bildern zitierten Texte sind vollständig wiedergegeben, und darüber hinaus werden die künstlerischen Vorarbeiten ("Pre-Prints") Herwig Steiners im Sinne einer Werkentwicklung dokumentiert.
Der Künstler Herwig Steiner, geboren 1956, studierte Geschichte, Architektur und Bildhauerei (Diplom bei Bruno Gironcoli, Akademie der bildenden Künste Wien). Seit 1986 zahlreiche Projekte und Ausstellungen, u.a. Grand Palais, Paris; Museum moderner Kunst Wien; Kunstverein Erfurth; Sala Parpallo, Valencia; Convention Center, Los Angeles; Royal Nepal Academy, Kathmandu; Kunsthalle tmp, Steyr; Academy of Fine Arts, Calcutta; Muzej Istorije Jugoslavije, Belgrad; Kunsthalle Wien; India Habitat Centre, New Delhi.
Der Herausgeber Andreas Manak, geboren 1957 in Wien, ist Rechtsanwalt seit 1997. 2004 Mitbegründer der Kanzlei Manak & Partner, Wien. Tätigkeitsschwerpunkte u.a. Handels- und Gesellschaftsrecht, Geistiges Eigentum, Wettbewerbsrecht, Medienrecht. Zahlreiche Publikationen und Vorträge.
Presseinformation Rezensionsexemplare bitte anfordern bei Passagen Verlag: Dr. Nora Pester 1010 Wien, Walfischgasse 15/14 Tel: +43 (1) 513 77 61-15 | Fax: +43 (1) 512 63 27 presse@passagen.at gehrmann@rotat.at
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